Berliner Institut für Islamische Theologie offiziell eröffnet

Zweieinhalb Jahre nach Beginn der Lehrtätigkeit feierte das Berliner Institut für Islamische Theologie pandemiebedingt am 8. Juni 2022 seine offizielle Eröffnung. Genau der richtige Zeitpunkt, um einen Festakt an der Humboldt-Universität zu Berlin auszurichten – alle sechs Professuren sind nun besetzt und arbeiten in Präsenz.

v.l.n.r. Prof. Serdar Krunaz, Direktor des BIT, Dr. Sara Binay, Referentin der Institutsleitung, Prof. Dr. Michael Borgolte, Gründungsdirektor BIT

v.l.n.r. Prof. Serdar Kurnaz, Direktor des BIT, Dr. Sara Binay, Referentin der Institutsleitung, Prof. Dr. Michael Borgolte, Gründungsdirektor BIT

Mit insgesamt rund 43 Millionen Euro hat das BMBF seit 2011 sieben Zentren für Islamische Theologie gefördert, darunter seit 2019 die Institute für Islamische Theologie an der Humboldt-Universität zu Berlin (BIT) und an der Universität Paderborn. Um einen langfristigen Erfolg zu sichern, war und ist die Förderung an hohe Voraussetzungen geknüpft: Dazu zählen ein dauerhaftes finanzielles Engagement der Universität und des Landes, ein breites Fächerspektrum an der jeweiligen Universität, die Mitwirkung von Muslim:innen im Beirat und standortübergreifende Kooperationen. Die Verantwortung für den Aufbau und dauerhaften Betrieb liegt bei den Ländern und den Hochschulen (siehe auch Artikel auf dem GSW-Portal).

Reger Austausch verschiedener Religionen und Konfessionen

Als eines der BMBF-geförderten Zentren nahm das BIT im Wintersemester 2019/20 den Studienbetrieb an der Humboldt-Universität zu Berlin auf. Rund 160 Studierende sind derzeit dort eingeschrieben und werden für Tätigkeiten in der Wissenschaft, im Schuldienst, in der Moscheegemeinde, in der Zivilgesellschaft oder auch in der Wohlfahrtspflege ausgebildet. „Das Berliner Institut bietet ein attraktives Angebot für Studierende aus ganz Deutschland“, sagte Prof. Serdar Kurnaz, Direktor des BIT, bei der Eröffnungsfeier und hob hervor: „Hier wird sowohl sunnitische als auch schiitische Theologie in ihrer gesamten Breite erforscht und gelehrt. Wir stehen in einem engen Austausch mit der katholischen und evangelischen Theologie an der Humboldt-Universität, aber auch mit der jüdischen Theologie z.B. in Potsdam“. Das BIT entwickele eine zeitgemäße Theologie, die auch in die säkulare Gesellschaft hinein Antworten auf Fragen nach religiöser und ethischer Orientierung, aber auch nach dem Bedürfnis nach Spiritualität geben könne.

Zum Festakt hielt der Islamwissenschaftler und Arabist Prof. Dr. Reinhard Schulze aus Bern einen Vortrag zum Thema „Eine Theologie des Islam oder ein Islam der Theologie? Der Ort der Universitätstheologie in den modernen islamischen Wissenskulturen“. Er gilt als einer der Vordenker und Wegbereiter der Islamtheologie im deutschsprachigen Raum. Grußworte gaben Einblicke in bisherige Entwicklungen und Erfolge: Sie wurden gehalten von Ulrike Gote, Senatorin für Wissenschaft, Gesundheit, Pflege und Gleichstellung, Kornelia Haugg, Staatssekretärin im Bundesministerium für Bildung und Forschung, Prof. Peter Frensch PhD, Kommissarischer Präsident der Humboldt-Universität zu Berlin, sowie von Prof. Michael Borgolte, Gründungsdirektor des Berliner Instituts für Islamische Theologie. Hier geht’s zum Livestream der Eröffnungsfeier (Video auf Youtube).

Diskurs und Versachlichung

Über die Erwartungen der Politik an das BIT sprach Kornelia Haugg, Staatssekretärin im Bundesforschungsministerium, und ermunterte zur „Versachlichung der Debatte über den Islam in Deutschland“. Die Humboldt-Universität sei ein optimales Umfeld und Nährboden für eine Theologie der Vielfalt und vielfältige Kooperation und zudem ein gutes Beispiel für eine gelungene Zusammenarbeit zwischen Bund und Ländern. Die beeindruckende Erfolgsgeschichte der Islamischen Theologie in Deutschland belegten die fast 40 Professuren und weit über rund 2000 Studierenden sowie zahlreiche Studiengänge und inzwischen auch vielfältige Berufsfelder. Dem BMBF sei es wichtig, dass Wissenschaftler:innen der Zentren und Institute als fachkundige Stimmen des deutschen Islam wahrgenommen werden und sich in öffentliche Debatten einbringen. Prof. Peter Frensch, betonte zum Beispiel den engen Austausch verschiedener Religionen und Konfessionen an der HU, auch im Dialog mit der Gesellschaft. Ethische Fragen aus Disziplinen wie der Biologie, Medizin, Umwelt oder Informatik erhielten im Diskurs mit theologischen Expert:innen eine ganz neue Perspektive.

Sechs Professuren am BIT

Am BIT forschen und lehren Professorinnen oder Professoren zu folgenden Bereichen:

Dabei steht die vergleichende Arbeit zwischen sunnitischen und schiitischen Lehren in Fokus. Zwei Professuren werden durch das BMBF gefördert: Islamische Ideengeschichte der postklassischen Periode (1200–1800) und Vergleichende Theologie in islamischer Perspektive. Zudem steht das BIT in regem Austausch mit anderen Theologien an der HU und weit darüber hinaus – mit den anderen islamtheologischen Zentren in Deutschland und international.

Zwei BMBF-Nachwuchsgruppen

Um sich gut für die Zukunft aufzustellen, sind am BIT zwei vom BMBF geförderte Nachwuchsforschungsgruppen angesiedelt: Die Nachwuchsgruppe I setzt sich seit Sommer 2020 mit "Perspektiven religiöser Vielfalt in der islamischen Theologie" auseinander. Die NWG besteht aus zwei PostDocs und zwei Doktorand:innen, die mit ihren individuellen Forschungsthemen den inner-islamischen Pluralismus präsentieren. Die Nachwuchsgruppe II, die bereits in 2019 ihre Arbeit aufgenommen hat, befasst sich mit dem Thema "Islamische Theologie im Kontext: Wissenschaft und Gesellschaft". Sie soll sowohl zur weiteren wissenschaftlichen Fundierung der islamischen Theologie in Deutschland als auch zu übergreifenden Fragen der Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften beitragen.
Interessant in diesem Zusammenhang ist auch der Interdisziplinäre AIWG-Kongress 2022 „Texte, Normen und Lebenswelten“: Er fand am 23. und 24. Juni 2022 in Sulzbach (Taunus) statt und drehte sich um den aktuellen Forschungsstand sowohl innerhalb der islamisch-theologischen Studien (ITS) als auch in ihren inter- und transdisziplinären Bezügen. Beide Berliner Nachwuchsgruppen stellten ihre Arbeit dort in zwei Panels vor.

Ulrike Gote, Senatorin für Wissenschaft, Gesundheit, Pflege und Gleichstellung

Ulrike Gote, Senatorin für Wissenschaft, Gesundheit, Pflege und Gleichstellung

Ina Friebe/ Humboldt-Universität zu Berlin, CC BY-SA 3.0

Kornelia Haugg, Staatssekretärin im Bundesministerium für Bildung und Forschung

Kornelia Haugg, Staatssekretärin im Bundesministerium für Bildung und Forschung

Ina Friebe/ Humboldt-Universität zu Berlin, CC BY-SA 3.0

Prof. Peter Frensch, Kommissarischer Präsident der Humboldt-Universität

Prof. Peter Frensch, Kommissarischer Präsident der Humboldt-Universität

Ina Friebe/ Humboldt-Universität zu Berlin, CC BY-SA 3.0

Prof. Dr. Michael Borgolte, Gründungsdirektor des BIT

Prof. Dr. Michael Borgolte, Gründungsdirektor des BIT

Ina Friebe/ Humboldt-Universität zu Berlin, CC BY-SA 3.0

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