Forschungsdaten zugänglich machen, Forschungsdateninfrastrukturen weiterentwickeln

Forschungsdaten sind die Rohstoffe der Wissenschaft. Für die Erhebung oder Erschließung, Aufbereitung und Sicherung von Forschungsdaten im Bereich der Geistes- und Sozialwissenschaften werden Infrastrukturen benötigt, deren Aufbau und Weiterentwicklung das  Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt (BMFTR) seit vielen Jahren unterstützt.

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Je nach Art der bereitgestellten Daten gibt es auf dem Feld der Geistes- und Sozialwissenschaften unterschiedliche Typen von Forschungsdateninfrastrukturen. Das Spektrum reicht von Panels und Surveys, die regelmäßige Bevölkerungsbefragungen beinhalten, über digitale Angebote geisteswissenschaftlicher Quellen, Software zu deren Auswertung, bis hin zu Portalen, die den Zugang themenspezifisch vorstrukturieren sowie dazugehörigen Schulungsangeboten.


Nationale Forschungsdateninfrastruktur (NFDI)

Um einen Prozess für professionelles Datenmanagement und die Harmonisierung von Forschungsdaten in Deutschland voranzutreiben, empfahl der vom Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt (BMFTR) eingesetzte Rat für Informationsinfrastrukturen (RfII) im Jahr 2016 den Aufbau der Nationalen Forschungsdateninfrastruktur (NFDI). Dieser Prozess wird durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) umgesetzt. Ziel ist es, Daten aus Wissenschaft und Forschung zur Verfügung zu stellen, zu vernetzen und langfristig nutzbar zu machen. Hierfür werden Standards, Dienste oder Trainingsangebote entwickelt, welche in 26 fachlich oder methodisch organisierten Konsortien unter einem Dach zusammengeführt werden.


BMFTR-geförderte Forschungsdateninfrastrukturen

Im Bereich der Sozialwissenschaften fördert das Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt (BMFTR) das Sozio-oekonomische Panel (SOEP). Das SOEP ist eine der größten und am längsten laufenden multidisziplinären Panelstudien weltweit, für die derzeit jährlich etwa 30.000 Menschen in knapp 15.000 Haushalten befragt werden. Forschung auf Grundlage der Daten des SOEP trägt auf herausragende Weise zu einem besseren Verständnis des Lebens der Menschen in unserer Gesellschaft bei. Darüber hinaus wurde mit Mitteln des BMFTR das familiendemografische Panel „FReDA – Family Research and Demographic Analysis“, mit dem bundesweit mehrere Tausend zufällig ausgewählte Menschen im Alter von 18 bis 49 Jahren sowie ihre Partnerinnen und Partner befragt werden, aufgebaut. Seit 2021 werden durch das Ministerium Fördermittel für den Aufbau und Betrieb eines „Datenportals für die Rassismus- und Rechtsextremismusforschung (DP-R|EX)“ bereitgestellt.
Zudem unterstützt das BMFTR seit Anfang der 2000-er Jahre das Bemühen der Gesellschaftswissenschaften für einen verbesserten Zugang zu statistischen Daten, beispielsweise denen der Rentenversicherung sowie der einschlägigen Landes- und Bundesbehörden. In diesem Zusammenhang wurde der Rat für Sozial- und Wirtschaftsdaten (RatSWD) etabliert und bis 2020 durch das BMFTR finanziert. Der RatSWD ist mittlerweile in der Nationalen Forschungsdateninfrastruktur (NFDI), als Bestandteil des KonsortSWD verankert.

Als Forschungsinfrastrukturen für die Geisteswissenschaften wurden schon seit den 2000-er Jahren „Common Language Resources and Technology Infrastructure (CLARIN-D)“ und „Digital Research Infrastructure for the Arts and Humanities (DARIAH-DE)“ vom BMFTR gefördert. Beide Forschungsdateninfrastrukturen wurden von 2019 bis 2021 gemeinsam als CLARIAH-DE gefördert und sich daraufhin im Verein Geistes- und kulturwissenschaftliche Forschungsinfrastrukturen e.V. etabliert. Zusammen mit weiteren Akteuren werden sie über die geisteswissenschaftlichen NFDI-Konsortien Text+, NFDI4Cultre, NFDI4Memory und NFDI4Objects gefördert.


Beteiligung an Europäischen Forschungsdateninfrastrukturen

Im Jahr 2002 wurde durch den EU Council der Forschungsminister das multidisziplinäre Europäische Strategieforum für Forschungsinfrastrukturen (European Strategy Forum on Research Infrastructures), ESFRI, ins Leben gerufen. Dies sieht eine Etablierung von exzellenten thematischen und themenübergreifenden Forschungsinfrastrukturen als Verbünde europäischer Partner vor, indem diese in einem Roadmap-Prozess begleitet werden. ESFRI veröffentlich hierfür in regelmäßigen Abständen einen Strategie-Report, die sogenannte „ESFRI-Roadmap“.

Die Bundesrepublik Deutschland ist Mitglied in den meisten europäischen Forschungsdateninfrastrukturen. In der Regel sind deutlich mehr als die Mindestanzahl von 3 Ländern an der Etablierung der europäischen Infrastrukturen beteiligt, wobei jeweils ein europäischer Mitgliedsstaat koordinierende Aufgaben übernimmt. Für den Survey on Health, Ageing and Retirement in Europe" (SHARE) ist die internationale Koordination in Deutschland, an dem eigens dafür gegründeten SHARE Berlin Institute (SBI), angesiedelt. Für zwei weitere sozialwissenschaftlich ausgerichtete europäische Infrastrukturen, den European Social Survey (ESS)“ und das Consortium of European Social Science Data Archives (CESSDA)“, werden die deutschen Projektarbeiten durch GESIS – Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften koordiniert. Auf dem Feld der Geisteswissenschaften ist Deutschland Mitglied in den europäischen Pendants der oben genannten etablierten Infrastrukturen „Common Language Resources and Technology Infrastructure (CLARIN-D)“ und „Digital Research Infrastructure for the Arts and Humanities (DARIAH)“,  aber auch in der recht jungen Infrastruktur „European Holocaust Research Infrastructure (EHRI). In der recht neuen Infrastruktur „Open Scholarly Communication in the European Research Area for Social Sciences and Humanities“ (OPERAS) wurde bisher kein ERIC gegründet. Hier ist Deutschland in den Vorläufergremien vertreten.