Special: Impulse für die Zukunft: Wie BMFTR-geförderte Projekte die Geistes- und Sozialwissenschaften voranbringen

Das Rahmenprogramm für die Geistes- und Sozialwissenschaften (2019 bis 2025) „Gesellschaft verstehen – Zukunft gestalten“ neigt sich dem Ende zu. Was hat die Förderung des Bundesministeriums für Forschung, Technologie und Raumfahrt (BMFTR) strukturell bewirkt? Zeit für eine punktuelle Zwischenbilanz aus Sicht ausgewählter BMFTR-Projekte.

Netz aus bunten Seilen

Adobe Stock / Максим Зайков

Förderung von heute gestaltet die Wissenschaft von morgen. Aber wie haben Projekte unterschiedlichster Förderlinien die BMFTR-Förderung strategisch genutzt? Wie haben sie das eigene Forschungsfeld gestärkt und am Standort profiliert? Wodurch haben sie die Internationalisierung ihrer Hochschule unterstützt? Und wie gut ist es gelungen, nachhaltige Netzwerke aufzubauen? Dies und mehr erfahren Sie in den nächsten Monaten hier im Special – direkt aus erster Hand.

Orte der Freiheit: Die Käte Hamburger Kollegs

Die Käte Hamburger Kollegs, die seit 2008 vom BMFTR gefördert werden, sind weltweit einzigartig: Hier forschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler frei zu selbst gewählten Themen, zusammen mit Fellows aus aller Welt. Die Kollegs widmen sich neuen, innovativen Fragestellungen – und das bei einer Projektlaufzeit von bis zu zwölf Jahren.

Alle zehn „Käte Hamburger Kollegs“ der ersten Generation, die zwischen 2007 und 2011 ausgewählt wurden, können auf eine erfolgreiche Projektlaufzeit zurückblicken. So unterschiedlich die Kollegs auch ausgerichtet waren, sie haben viel bewirkt: Ihnen ist es gelungen, ihre Forschungsschwerpunkte an ihren Standorten zu etablieren, den transdisziplinären und transkulturellen Austausch zu stärken und zusammen mit ihren Fellows Netzwerke aufzubauen, die bis heute tragen – um nur einige Aspekte zu nennen. Mehr dazu erfahren Sie hier in den Statements der Direktorinnen und Direktoren der Kollegs der ersten Generation.

Kollegs der zweiten Generation

Dieser Erfolgskurs setzt sich mit der zweiten Ausschreibung der Käte Hamburger Kollegs (2019) fort. Erstmals werden nun neben „klassischen Kollegs“ auch solche gefördert, die geisteswissenschaftliche Fragestellungen in Zusammenarbeit mit Lebens-, Natur-, Technik- oder Ingenieurwissenschaften erforschen. Die Laufzeit für jedes Kolleg beträgt vier Jahre mit der Option auf zweimalige Verlängerung, das heißt bei positiver Evaluation maximal zwölf Jahre.

Nach positiver Evaluierung der ersten Phase starten alle vier begutachteten Kollegs– und das ist keine Selbstverständlichkeit –im Frühjahr/Sommer 2025 in die zweite Förderphase. Und wie geht es nun weiter? Wie hat sich die BMFTR-Förderung bisher strukturell ausgewirkt? Und welche Pläne haben die Kollegs in der zweiten Förderphase? Lesen Sie hier im ersten Beitrag des Specials die Kurzinterviews mit den Direktorinnen und Direktoren der Käte Hamburger Kollegs.

Gut vernetzt: Kleine Fächer

Freie, innovative Forschung erfordert Vielfalt und Vernetzung starker Disziplinen und Forschungsfelder. Derzeit prägen 161 Kleine Fächer die deutsche Hochschullandschaft, rund 80 Prozent zählen zu den Geistes-, Kultur-, Sozial- und Wirtschaftswissenschaften. Mit ihrem Spezialwissen tragen Kleine Fächer zur Profil- und Strukturbildung deutscher Universitäten sowie zur Internationalisierung bei. Aber wie genau hat sich die BMFTR-Förderung auf die Profilbildung eines Kleinen Fachs auf den Forschungsstandort ausgewirkt? Wie haben die „kleinen“ BMFTR-Projekte die standortübergreifende Vernetzung auf die Beine gestellt? Und hat sich die Förderung positiv auf die berufliche Weiterentwicklung der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ausgewirkt? Eine Statementreihe wird hierzu neue Einblicke geben.

Transnationale Wissensproduktion: die Merian Centres

Ob in Indien, Mexiko, Brasilien, Ghana oder Tunesien – die Maria Sibylla Merian Centres for Advanced Studies ermöglichen geistes- und sozialwissenschaftliche Forschung in langjährigen, transnationalen Arbeitszusammenhängen. Mit einer Laufzeit von bis zu zwölf Jahren legen die BMFTR-geförderten Zentren den Grundstein für eine enge Zusammenarbeit in und mit den jeweiligen Regionen und die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses. Sie stehen für nachhaltige Kooperation auf Augenhöhe – und für ein erweitertes Verständnis wissenschaftlicher Exzellenz.

Was haben die Merian Centres bisher auf den Weg gebracht, um nachhaltige transnationale Netzwerke zu etablieren? Und welchen Beitrag haben sie für die transnationale Wissensproduktion geleistet, und damit für die Internationalisierung der Geistes- und Sozialwissenschaften? Auch diese Fragen werden hier im Special aus unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchtet.

Weltwissen: Neue Perspektiven durch Regionalstudien

Doch nicht nur mit langfristigen Formaten fördert das BMFTR die internationale Zusammenarbeit in den Geistes- und Sozialwissenschaften: Auch die Regionalstudien (Area Studies) werden durch die gezielte BMFTR Förderung gestärkt. Aus gutem Grund: Die Expertise zu globalen Herausforderungen wie Migration, Klimawandel oder geopolitische Spannungen ist unverzichtbar. Zugleich kann die BMFTR-Förderung das Profil von Standorten schärfen, die sich mit bestimmten Weltregionen besonders intensiv befassen – häufig in interdisziplinären, international vernetzten Verbünden.

Wie gut das gelingt, untersucht das BMFTR-Projekt „Weltwissen - Die Produktion von Weltwissen im Umbruch“ der Universität Leipzig, das im Rahmen der Förderlinie Regionalstudien gefördert wird. Im Zentrum steht die Frage, welche Ansätze besonders wirksam zur Erklärung transregionaler Strukturbildungen beitragen. Durch die systematische Erfassung und Auswertung von Daten zu Projekten und Publikationen zeigt das Projekt auf, inwieweit die BMFTR-Förderung zur Stärkung und Weiterentwicklung des Forschungsfeldes beigetragen hat - insbesondere mit Blick auf den Aufbau neuer administrativer Strukturen und Kooperationen für das Forschungsfeld der Regionalstudien.

Neue Strukturen, neue Erkenntnisse

Als Verbund aus elf Hochschul- und Forschungseinrichtungen analysiert das Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt (FGZ) die gegenwärtigen Herausforderungen, mit denen gesellschaftlicher Zusammenhalt konfrontiert ist, aus einer breiten interdisziplinären Perspektive. Das vom BMFTR geförderte FGZ besteht seit 2020 – und hat in der ersten Förderphase (2020-2024) mehr als 100 Forschungs- und Transferprojekte durchgeführt, die drei verschiedenen Forschungsclustern zugeordnet waren. Wie konnte dies gelingen? Und wie hat sich die spezielle dezentrale Projektstruktur auf die Weiterentwicklung des Forschungsfelds ausgewirkt? Auch auf den Beitrag zum FGZ darf man gespannt sein.

In den kommenden Monaten zeigen Projekte aus unterschiedlichen BMFTR-Förderlinien des Rahmenprogramms für Geistes- und Sozialwissenschaften, welche Impulse sie für die Zukunft setzen. Und das ist von enormer Bedeutung: Denn mit dem Wissen aus den Geistes- und Sozialwissenschaften kann man „Gesellschaft verstehen – Zukunft gestalten“. Viel Vergnügen bei der Lektüre!