Special: „Zusammenhalts- und Konfliktforschung“

In Zeiten multipler Krisen sind Zusammenhalt, Teilhabe, Frieden und Demokratie wichtiger denn je. Aber was sorgt für Zusammenhalt und Frieden im eigenen Land und innerhalb Europas? Und was gefährdet ihn? Genau das erforschen die in diesem Special vorgestellten BMBF-Projekte.

Mehrere Hände übereinander

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Wie ist es um unsere Gesellschaft bestellt? Kann sie Konflikte aushalten und vernünftig austragen oder zerbricht sie daran? Ist überhaupt noch Verständigung möglich? Und was können liberale Demokratien tun, um den Zusammenhalt zu stärken und Vertrauen zurückzugewinnen? Hierzu liefert die Forschung aus den Geistes- und Sozialwissenschaften wertvolle Erkenntnisse. In diesem Special stellen BMBF geförderte Forschungsinstitute und Projekte aus verschiedenen Förderbereichen ihre Forschungen zu gesellschaftlichem Zusammenhalt in Deutschland und Europa sowie zur Friedens- und Konfliktforschung vor.

Gesellschaftlicher Zusammenhalt

Die Projekte des Förderbereiches „Gesellschaftlicher Zusammenhalt“ untersuchen aus unterschiedlichen wissenschaftlichen Blickwinkeln die Voraussetzungen, Veränderungen und Auswirkungen des gesellschaftlichen Zusammenhalts. So kann etwa die empirische Sozialforschung durch regelmäßige Bevölkerungsumfragen herausfinden, welche Faktoren für den gesellschaftlichen Zusammenhalt maßgeblich sind. Dank der interdisziplinären Analyse von Ursachen und Auswirkungen mitsamt ihrer historischen Einordnung ist es möglich, ein differenziertes Verständnis der aktuellen Verfasstheit unserer Gesellschaften bereitzustellen und damit auch Ansatzpunkte für politisches Handeln aufzuzeigen – in Deutschland und darüber hinaus.

So erforscht das Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt (Koordination Goethe Universität Frankfurt), was Menschen in unterschiedlichen sozialen Gruppen, Milieus, Räumen, Institutionen, Ländern und Epochen unter gesellschaftlichem Zusammenhalt verstehen. Gleich zwei der hier im Special vorgestellten Projekte befassen sich mit den gesellschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie: Das Projekt KoPoCoV an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz erforscht Konsens und Polarisierung während der COVID-19-Pandemie und führt dazu automatisierte Analysen der Meinungsdynamiken auf Twitter durch. An der Universität Gießen untersuchen Forschende im Projekt SMAPL  des internationalen Fördergebernetzwerks Trans-Atlantic Platform (T-AP) „Recovery, Renewal, and Resilience in a Postpandemic World“ die Interaktion zwischen lokaler zivilgesellschaftlicher Mobilisierung und dezentralem Regierungshandeln anhand von Fallstudien in Brasilien, Kanada, Deutschland und Peru. Den Blick auf Europa richtet das Projekt HEUREC im Rahmen der Förderlinie „Zusammenhalt in Europa“: an der Technischen Universität Darmstadt wird der Frage nachgegangen, was Europäerinnen und Europäer unter Fairness, Reziprozität und Zusammenhalt verstehen und was sie von anderen Mitgliedsstaaten und den Institutionen der Europäischen Union erwarten.

Friedens- und Konfliktforschung

Im Förderbereich der Friedens- und Konfliktforschung werden derzeit zehn Verbundvorhaben vom BMBF gefördert: Sie alle tragen dazu bei, dass Politik und Gesellschaft internationalen Entwicklungen auf Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnisse angemessen begegnen können. Die Verbünde der Förderlinie unterteilen sich in zwei unterschiedliche Förderformate: sieben Kompetenznetze und drei Regionale Zentren.

Eines davon ist das Netzwerk Lokale Konflikte und Emotionen in Urbanen Räumen LoKoNeT. Unter der Koordination der FH Erfurt wird erforscht, wie die Konstruktion von Räumen mit der Entstehung und dem Verlauf von Konflikten in Wechselwirkung steht und wie Emotionen in lokalen Konfliktdynamiken wirksam und bearbeitbar werden.

Ergänzend zu den Verbundvorhaben fördert das BMBF die Entwicklung der ConflictA – Konfliktakademie am Institut für Interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung der Universität Bielefeld. Die ConflictA befasst sich mit demokratie-relevanten Konflikten, insbesondere auf kommunaler und regionaler Ebene. Konflikte werden systematisch und handlungsorientiert unter Verwendung von partizipativen Methoden und Ansätzen beforscht. Sie bindet dabei zivilgesellschaftliche Akteure und Einrichtungen der Daseinsvorsorge (wie kommunale Dienstleistungen, Bildungseinrichtungen, öffentliche Sicherheit) ein - und sie entwickelt aus Forschungswissen Qualifizierungs- und Professionalisierungsangebote.

Erfahren Sie hier im Special „Zusammenhalts- und Konfliktforschung“, was interdisziplinäre Forschung in den GSW zusammen mit Praxispartnern leisten kann. Viel Spaß bei der Lektüre.
 

Übersicht der Förderlinien zu gesellschaftlichem Zusammenhalt und zur Friedens-und Konfliktforschung des BMBF-Rahmenprogramms „Gesellschaft verstehen - Zukunft gestalten“ (2019-2025) für die Geistes- und Sozialwissenschaften