Förderlinie zur Stärkung Friedens- und Konfliktforschung
Mit der Förderung von zehn Verbundvorhaben aus diesem Forschungsfeld will das Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt (BMFTR) dazu beitragen, dass Politik und Gesellschaft internationalen Entwicklungen auf Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnisse angemessen begegnen können. Gewaltsame Konflikte betreffen auch Europa: die Invasion der Ukraine durch Russland hat dem Land massive Zerstörung gebracht und, auch über die Ukraine hinaus, Nöte und Ängste hervorgerufen.
Die Verbünde der Förderlinie unterteilen sich in zwei unterschiedliche Förderformate: sieben Kompetenznetze und drei Regionale Zentren. In beiden Förderformaten kommt der Vernetzung eine herausragende Bedeutung zu. In den Kompetenznetzen schließen sich kleinere, regional verstreute Akteure mit ähnlichen Forschungsschwerpunkten zusammen, um gemeinsam zu Zukunftsfragen aus dem Feld der Friedens- und Konfliktforschung zu forschen. Dabei kommen neben geistes- und sozialwissenschaftlichen auch naturwissenschaftliche Methoden zum Einsatz. Die Kompetenznetze positionieren sich zudem als Akteure im Bereich Wissenstransfer und entwickeln Beratungs- bzw. Informationsangebote für Politik und Gesellschaft. Die Regionalen Zentren sollen sich als Zusammenschlüsse von Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen einer Region zu „Leuchttürmen“ der deutschen Friedens- und Konfliktforschung entwickeln. Sie haben die Aufgabe, im Rahmen gemeinsamer Forschungs- und Transfervorhaben die Interdisziplinarität und den Methodenpluralismus des Forschungsfeldes zu stärken und über entsprechende Kooperationen die Internationalisierung der Friedens- und Konfliktforschung vorantreiben.
Die geförderten Forschungsprojekte arbeiten interdisziplinär zu unterschiedlichen Weltregionen und Themen, unter anderem zu Auswirkungen historischer Faktoren auf aktuelle Konfliktdynamiken und zur Rolle moderner Technologien in Konfliktgeschehen. Sie erarbeiten auf ihren Erkenntnissen basierende Transfermaßnahmen, um Praxisakteure im Umgang mit aktuellen Herausforderungen im Bereich der Konfliktprävention und -beilegung unterstützen zu können. Eine Vielzahl unterschiedlicher Praxispartner ist von Beginn an in die Forschungsvorhaben eingebunden.
Die Laufzeit der Verbünde erstreckt sich über vier Jahre, bis 2026.
WOZU: Besseres Verständnis vom Konfliktdynamiken und stärkere Vernetzung innerhalb des Forschungsfeldes
WER: Hochschulen und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen, die eng mit Praxispartnern zusammenarbeiten
WIE: Förderlinie „Stärkung- und Weiterentwicklung der Friedens- und Konfliktforschung“
WO: Bundesanzeiger vom 03.09.2020
Vorstellung der Verbünde:
Regionale Zentren
TraCe
Titel: Regionales Forschungszentrum "Transformations of Political Violence"
Projektkoordination: Prof. Dr. Christopher Daase, Leibniz-Institut für Friedens- und Konfliktforschung (PRIF)
Verbundpartner: Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main; Justus-Liebig-Universität Gießen; Philipps-Universität Marburg; Technische Universität Darmstadt
Beschreibung: Das interdisziplinäre Forschungszentrum untersucht historische und gegenwärtige Transformationen politischer Gewalt mit Fokus auf drei Themen: (1) den Formenwandel politischer Gewalt, (2) Veränderungen ihrer institutionellen Einhegung und (3) den Wandel ihrer Deutungen. Weitere Arbeitsbereiche widmen sich methodischen und theoretischen Synergien, dem Wissenstransfer und der Koordination des regionalen Vorhabens. Übergreifendes Ziel ist es, die Konsequenzen des Wandels politischer Gewalt für den innergesellschaftlichen und internationalen Frieden zu identifizieren und Strategien zur Eindämmung politischer Gewalt unter den sich verändernden Bedingungen zu entwickeln.
Webseite: https://www.trace-center.de/
BZeFK
Titel: Bayerisches Zentrum für Friedens- und Konfliktforschung
Projektkoordination: Prof. Dr. Jana Hönke; Universität Bayreuth
Verbundpartner: Universität Augsburg; Institut für Zeitgeschichte (IfZ); Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
Beschreibung: Der Forschungsverbund vernetzt die regionalen Standorte der Friedens- und Konfliktforschung in Bayern zu einem interdisziplinären bayerischen Zentrum für Friedensforschung. Das Projektdesign dieses Forschungsverbunds zielt einerseits unter einer geschichtswissenschaftlichen Profilbildung auf die vergleichende Analyse unterschiedlicher Deutungskämpfe entlang der Fragestellung, unter welchen Voraussetzungen Deutungskämpfe zum Frieden beitragen, und andererseits auf wirkungsvolle Transfer- und Kommunikationsformate für Multiplikatoren, regionale Öffentlichkeiten und die Politikberatung.
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VeSPoTec
Titel: VeSPoTec - Zentrum für interdisziplinär-integrierte Verifikationsforschung
Projektkoordination: Prof. Dr. Malte Göttsche; TU Darmstadt
Verbundpartner: Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen, Universität Duisburg-Essen
Beschreibung: Mit dem Verbundvorhaben VeSPoTec soll ein neues regionales und interdisziplinäres Zentrum für Friedensforschung mit dem Schwerpunkt Verifikation (Überprüfung, ob eine vereinbarte Verpflichtung zur Reduzierung oder Abrüstung von Nuklearwaffen tatsächlich eingehalten wird) aufgebaut werden. Drei miteinander verschränkte Ziele werden verfolgt: (1) Das Thema der Verifikation wird unter den veränderten politischen Rahmenbedingungen als ein interdisziplinäres Forschungsfeld der Friedens- und Konfliktforschung neu konturiert. (2) Konkret werden im nuklearen Bereich die wichtigsten zukünftigen Verifikationsszenarien ausgearbeitet und Verifikationsprozesse werden für diese Szenarien maßgeschneidert weiterentwickelt und mittels Übungen erprobt. (3) Maßnahmen zum interdisziplinären Aufbau eines dauerhaften Forschungsverbunds zu Vertrauensbildung und Verifikation werden durchgeführt.
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Kompetenznetze
LoKoNet
Titel: Netzwerk Lokale Konflikte und Emotionen in Urbanen Räumen: Transdisziplinäre Konfliktforschung in Wissenschaft-Praxis-Kooperationen
Projektkoordination: Prof. Dr. Katrin Grossmann, Fachhochschule Erfurt University of Applied Sciences
Verbundpartner: Verein zur Förderung der Bildung - VFB Salzwedel e.V.; Universität Bielefeld; Ruhr-Universität Bochum; Technische Universität Dortmund; Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung e. V.
Beschreibung: Das Kompetenznetz Lokale Konflikte und Emotionen in Urbanen Räumen (LoKoNet) widmet sich erstens der Frage, wie die psychosoziale und gesellschaftliche Konstruktion von Räumen mit der Entstehung und dem Verlauf von Konflikten in Wechselwirkung stehen. Zweitens wird im Anschluss an den emotional turn der Sozialwissenschaften erforscht, wie Gefühle in lokalen Konfliktdynamiken wirksam und bearbeitbar werden. Das Netzwerk verbindet einen radikal prozessorientierten Blick auf Konflikte mit einer sozialräumlichen Analyseperspektive sowie einem Fokus auf die Rolle von Affekten und Emotionen. Dabei geraten wissenschaftliche und praktische Perspektiven in einen permanenten Dialog.
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CBWNet
Titel: Die Normen gegen Chemie- und Biowaffen umfassend stärken: Das Kompetenznetz CBW
Projektkoordination: Dr. Oliver Meier, Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik an der Universität Hamburg (IFSH)
Verbundpartner: Leibniz-Institut für Friedens- und Konfliktforschung (PRIF); Universität Hamburg; Justus-Liebig-Universität Gießen
Beschreibung: Das Vorhaben fragt nach Möglichkeiten, die Normen gegen Chemie- und Biowaffen (CBW) umfassend zu stärken. Diese sind in den vergangenen knapp zwei Jahrzehnten zunehmend unter Druck geraten, beispielsweise durch den wiederholten Einsatz chemischer Waffen in Syrien. Das Vorhaben untersucht aus interdisziplinärer Perspektive die Einflussfaktoren, Ausprägungen und Auswirkungen von Normenkontestation in den CBW-Verbotsregimen. Dort wo die Analyse auf eine Schwächung der Normen hinweist, entwickeln die Verbundpartner Vorschläge zu deren Stärkung und einer erhöhten Resilienz.
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HIERARCHIES
Titel: Postkoloniale Hierarchien in Frieden & Konflikt
Projektkoordination: Prof. Dr. Susanne Buckley-Zistel, Philipps-Universität Marburg
Verbundpartner: Universität Bayreuth; Universität Erfurt; Arnold-Bergstraesser-Institut
Beschreibung: Das Kompetenznetz untersucht, wie sich historisch geronnene postkoloniale Hierarchien in zeitgenössischen Konfliktdynamiken niederschlagen und welche Implikationen sich daraus für eine zukünftige nachhaltige Konflikttransformation ergeben. Die Konzepte und Praktiken der Friedens- und Konfliktforschung werden daraufhin geprüft, inwiefern sie zur Reproduktion und Verstetigung von Hierarchien beitragen. Auf der Basis gemeinsamer Forschungsfragen zu Gewaltdynamiken, zu Sicherheitsgovernance und Frieden sowie zu Transformativer Gerechtigkeit sollen friedens- und sicherheitspolitische Entscheidungsprozesse informiert und Asymmetrien in der Wissensproduktion zu Gewaltkonflikten überwunden werden.
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MEHUCO
Titel: MEHUCO - Meaningful Human Control. Autonome Waffensysteme zwischen Regulation und Reflexion
Projektkoordination: Prof. Dr. Jutta Weber, Universität Paderborn
Verbundpartner: Leibniz Universität Hannover; Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn; Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften - Hochschule Braunschweig/Wolfenbüttel; Universität Hamburg
Beschreibung: Das Kompetenznetz 'Meaningful Human Control. Autonome Waffensysteme (AWS) zwischen Regulation und Reflexion' (MEHUCO) situiert bislang unverbundene Konzepte der Kontroverse um AWS in ihrem historischen und kulturellen Kontext. Ausgehend von einem komplexen Technikverständnis entwickelt es dabei ein Konzept soziomaterieller Handlungsfähigkeit. Neben der Bündelung transklassischer Kompetenzen der Friedensforschung fokussiert es auf die Übersetzung seiner wissenschaftlichen Ergebnisse in den öffentlichen Diskurs zur Stärkung der zivilgesellschaftlichen Debatte.
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KNOWPRO
Titel: Wissensproduktion in der deutschen Friedens- und Sicherheitspolitik
Projektkoordination: Prof. Dr. Dirk Nabers, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
Verbundpartner: Universität Erfurt; Universität Bremen
Beschreibung: Ausgehend von einem diskurstheoretischen, ethnographischen und soziologischen Verständnis von Wissen untersucht das Projekt die Wissensproduktion zu Interventionen in kriegerische Konflikte in der sozialwissenschaftlichen Grundlagenforschung, Politikberatungsinstituten und Regierungsinstitutionen. Es verfolgt drei Hauptziele: Erstens erarbeitet es eine Bestandsaufnahme der Wissensbestände der drei o.g. Sphären und erlaubt somit eine Einschätzung, ob das jeweilige Wissen abweicht oder nicht, und damit, ob das traditionelle Verständnis von Wissenstransfer und Politikberatung tragfähig ist. Zweitens will das Projekt einen integrierten Analyserahmen für eventuelle Abweichungen im Wissen entwickeln. Drittens ist geplant, Forschungsergebnisse an Wissenschaft, Politikberatung und Politik zurückzuspiegeln und Handlungsempfehlungen zur Verbesserung des Wissenstransfers zu erarbeiten.
ANCIP
Titel: Kompetenznetz African non-military conflict intervention practices (ANCIP)
Projektkoordination: Prof. Dr. Ulf Engel, Universität Leipzig
Verbundpartner: Leibniz-Institut für Friedens- und Konfliktforschung (PRIF); Universität Duisburg-Essen
Beschreibung: Das Kompetenznetz „African non-military conflict intervention practices" (ANCIP) verbindet empirische Grundlagenforschung mit Theoriebildung und strategischer Politikberatung. Gegenstand ist die Erforschung der akademisch bislang stark vernachlässigten nicht-militärischen Interventionspraktiken der Afrikanischen Union (AU) und der afrikanischen Regional Economic Communities (RECs). Die Ziele des kollaborativen Vorhabens sind der Aufbau eines online-basierten Registers nicht-militärischer Interventionen von AU und RECs (ab 2004), die empirische Rekonstruktion von nicht-militärischen Interventionspraktiken und -routinen afrikanischer Akteure sowie eine darauf aufbauende Theoriebildung. Die vergleichende Identifizierung von best practices und lessons learned liefert strategische Ansatzpunkte für die externe Unterstützung von Konfliktprävention, -bearbeitung und -lösung in Afrika.
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KonKoop
Titel: Kooperation und Konflikt im östlichen Europa. Die Folgen der Neukonfiguration politischer, ökonomischer und sozialer Räume seit dem Ende des Kalten Krieges
Projektkoordination: Prof. Dr. Gwendolyn Sasse, Zentrum für Osteuropa- und internationale Studien (ZOiS) gGmbH
Verbundpartner: Leibniz-Institut für Ost- und Südosteuropaforschung (IOS); Leibniz-Institut für Länderkunde e.V. (IfL); Friedrich-Schiller-Universität Jena; Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde; Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam e.V. (ZZF)
Beschreibung: Das Kompetenznetz KonKoop zielt auf die Vernetzung und Weiterentwicklung der in Deutschland zerstreuten Forschung zu Kooperation und Konflikten im östlichen Europa (hier Osteuropa, Südosteuropa, Kaukasus und Zentralasien). Diese Region ist für die Friedens- und Konfliktforschung von großer Bedeutung: Nirgendwo sonst gab es seit dem Ende des Kalten Krieges so viele, teils bis heute ungelöste Sezessionskonflikte und neue Staatsgründungen. Das östliche Europa zeichnet sich durch eine hohe ethnische und religiöse Diversität aus. Gleichzeitig birgt es durch extensive Nutzung natürlicher Ressourcen und Auswirkungen des Klimawandels, der zur Verknappung von Ressourcen wie Wasser und nutzbarem Land führt, Konfliktpotenzial. Im Mittelpunkt des Kompetenznetzes stehen die Dynamiken von Konflikt und Kooperation. Das Vorhaben fragt nach ihrer räumlichen und zeitlichen Varianz und untersuchen, wie es gelingen kann, konflikthafte hin zu kooperativen Interaktionen zu verschieben. Eine multilokale und interdisziplinäre Forschungsgruppe realisiert Detailanalysen, untersucht übergreifende Fragen und dient der Nachwuchsförderung.
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Förderung von Nachwuchsgruppen in der naturwissenschaftlich-technischen Friedens- und Konfliktforschung
Das Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt (BMFTR) hat auf Initiative des Deutschen Bundestages eine Bekanntmachung im Feld der naturwissenschaftlichen Friedens- und Konfliktforschung veröffentlicht. Auf dieser Grundlage werden fünf Nachwuchsgruppen gefördert, die sich mit den Themen Rüstungskontrolle und Abrüstung im Feld der ABC-Waffen sowie mit angrenzenden Themenbereichen wie Cyberwarfare und neuen Technologien befassen. Das Format der Nachwuchsgruppen soll überdies zu einer strukturellen Stärkung und einem Kompetenzaufbau im Forschungsfeld beitragen. Die Postdocs, Doktorandinnen und Doktoranden sollen die gesellschaftlich und politisch relevanten Felder beforschen. Die gewonnenen Erkenntnisse sollen in Zukunft Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger aus Politik, Staat und Zivilgesellschaft nachhaltig im Umgang mit aktuellen Herausforderungen im Bereich der Konfliktprävention und -beilegung und der Friedenssicherung unterstützen. Damit reagiert das Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt (BMFTR) nicht nur auf aktuelle geopolitische Entwicklungen und verschärfte Konfliktlagen, sondern auch auf Empfehlungen des Wissenschaftsrates.
Vorstellung der Nachwuchsgruppen:
MilEth
Titel: Militärische Verteidigungstechnologien und Ethik
Projektkoordination: Dr. phil. Nathan Wood
Verbundpartner: Technische Universität Hamburg, Karlsruher Institut für Technologie
Beschreibung: Das Projekt untersucht ethische und rechtliche Aspekte neuer Technologien im Verteidigungs- und Sicherheitsbereich. Der Fokus liegt insbesondere auf autonomen und KI-gestützten Systemen und untersucht die damit verbundenen Herausforderungen sowohl aus technischer als auch aus operativer Sicht. Als hochgradig interdisziplinäres Projekt umfasst die Forschungsgruppe Wissenschaftler mit Hintergrund in Ethik/Recht, Systemtechnik, Luftfahrttechnik und Künstlicher Intelligenz. Ziel ist die Bereitstellung von Erkenntnissen über die politischen und gestalterischen Anforderungen für die ethische und rechtliche Entwicklung und Nutzung autonomer und KI-gestützter Systeme in der Verteidigung.
VERIBIO
Titel: Verifikation im Bereich des Biowaffenübereinkommens neu denken
Projektkoordination: Dr. Gunnar Jeremias, Universität Hamburg
Verbundpartner: Prof. Dr. Anna-Lena Heins, Technische Universität Hamburg
Beschreibung: VERIBIO setzt sich mit den Herausforderungen für einen möglichen ex ante Verifikationsmechanismus des Biowaffenübereinkommens im industriellen Bereich auseinander. Biowaffen-relevante Aktivitäten staatlicher und privater Akteure sollen frühestmöglich erkannt werden. VERIBIO bearbeitet das Problem interdisziplinär mit dem Ziel ein proof of concept für ein compliance bezogenes Monitoring industrieller Biosyntheseverfahren zu erstellen. Es soll erforscht werden, ob Daten aus dem Produktionsprozess automatisiert ausgelesen und dahingehend analysiert werden können, dass festgestellt werden könnte, wenn in der Anlage illegitime Produkte in einem fermentationsbasierten Syntheseprozess erzeugt werden.
nuSENTRY
Titel: Neutrino-basierte Sicherheitsüberwachung für entstehende Nukleartechnologie und Reaktortypen
Projektkoordination: Dr. Yan-Jie Schnellbach, Technische Universität Darmstadt
Beschreibung: Aktuelle internationale Entwicklungen sehen den Einsatz neuartiger Kernreaktortypen, z. B. "Small Modular Reactors" (SMRs), vor, um den weltweit steigenden Energiebedarf emissionsarm abzudecken. Parallel dazu wird auch der Einsatz von Schiffsreaktoren für U-Boote in Nichtkernwaffenstaaten angestrebt. Beide Entwicklungen bergen das Potenzial, die Kontrolle von nuklearem Spaltmaterial ("Safeguards") zu erschweren. Vor diesem Hintergrund untersucht das nuSENTRY-Projekt neue Messmethoden mit dem Ziel, neue Konzepte zur Spaltmaterialüberwachung zu entwickeln. Hierzu sollen die nicht abschirmbaren Antineutrino-Emissionen von aktiven Reaktoren, kombiniert mit Neutronen- und Myonenmessungen, genutzt werden.
SACS
Titel: Unterstützung der Definition und Verifizierung eines Rüstungskontrollvertrags für den Weltraum
Projektkoordination: Dr. Konstantinos Konstantinidis, Universität der Bundeswehr München
Beschreibung: Die Nachwuchsgruppe SACS (Supporting Arms Control in Space) an der Universität der Bundeswehr München hat das Ziel, die Entwicklung eines hypothetischen zukünftigen Rüstungskontrollvertrages für Weltraumrüstungen zu unterstützen. Ein solcher Vertrag kann ein wichtiges Instrument sein, um den Weltraum als friedliche und offene Domäne zu erhalten. Dabei werden ingenieurwissenschaftliche und technische Methoden, z.B. aus der Luft- und Raumfahrttechnik, in interdisziplinärer Zusammenarbeit mit Ansätzen aus den internationalen Beziehungen und den Sozialwissenschaften eingesetzt.
RDI-GEOKIR
Titel: Resilienz digitaler Infrastrukturen – Geopolitische Konflikte um Internet-Routing
Projektkoordination: Dr. Finn Dammann, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
Beschreibung: Die Nachwuchsgruppe nimmt eine vielfach unsichtbare materielle Geographie unserer zunehmend digitalisierten Welt in den Fokus: digitale Infrastrukturen und ihre Einbettung in geopolitische Spannungen und Konflikte. Für die Erforschung der Resilienz digitaler Infrastrukturen, der Sicherheit von Internet-Routing sowie von neu entstehenden Abhängigkeiten, entwickelt die Nachwuchsgruppe einen interdisziplinären Zusammenhang zwischen Digitaler Geographie, GIScience und IT-Sicherheitsforschung – und macht diese für die internationale Friedens- und Konfliktforschung sowie für eine kritische Infrastrukturforschung fruchtbar.
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Weitere Fördermaßnahmen
UNET
Seit Oktober 2022 fördert das BMFTR als Reaktion auf den Krieg in der Ukraine das Ukraine-Forschungsnetzwerk (UNET) am Zentrum für Osteuropa- und internationale Studien in Berlin. Das UNET unter Leitung von Prof. Dr. Gwendolyn Sasse soll bestehende Forschung zur Ukraine bündeln und sicherbarer machen. Es soll aus der aktuellen Situation heraus Forschungsbedarfe eruieren und adressieren. Das UNET verbindet somit unterschiedliche Disziplinen und Methoden, um die Entwicklungen in der Ukraine aus wissenschaftlicher Sicht zu begleiten und zu verstehen. Insbesondere werden Forscher und Forscherinnen aus der Ukraine einbezogen.
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ConflictA - Konfliktakademie
Seit April 2023 fördert das Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt (BMFTR) die Entwicklung der ConflictA – Konfliktakademie am Institut für Interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung der Universität Bielefeld. Die ConflictA befasst sich mit demokratie-relevanten Konflikten, insbesondere auf kommunaler und regionaler Ebene. Konflikte werden systematisch und handlungsorientiert unter Verwendung von partizipativen Methoden und Ansätzen beforscht. Die Forschungsergebnisse kommen der zivilen, bildungs- und praxisbezogenen Konfliktintervention und -transformation zugute. Dazu gehört es auch, Konflikttransformationsprozesse zu begleiten und Bildungs- und Qualifizierungsangebote für ein Verständnis von und für den Umgang mit Konflikten zu entwickeln. Die Erkenntnisse werden einer breiten (Fach-)Öffentlichkeit über professionalisierten Transfer zur Verfügung gestellt. Damit trägt die Konfliktakademie zum Verständnis von Gegenwartskonflikten und ihren Auswirkungen auf Gesellschaft und Institutionen bei und stärkt den konstruktiven Umgang mit Konflikten und Gewalt in besonders betroffenen gesellschaftlichen Sektoren.
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