PUBLIKATION: 2. FGZ-Zusammenhaltsbericht: Mehrheit der Deutschen bereit zu mehr Klimaschutz – Sorgen um soziale und wirtschaftliche Folgen von Klimapolitik

Der Großteil der Bevölkerung erkennt die Gefahren des Klimawandels an und wünscht sich mehr Klimaschutz. Gleichzeitig machen sich viele Menschen aber Sorgen um die Folgen von Klimapolitik. Nur 8 % lehnen eine ökologische Transformation ab. Das zeigt der zweite Zusammenhaltsbericht des Forschungsinstituts Gesellschaftlicher Zusammenhalt (FGZ).

83 % der Befragten sorgen sich um die Folgen des Klimawandels. 71 % sind der Meinung, dass die Politik noch mehr zur Bekämpfung des Klimawandels tun müsste. Aber: 49 % fürchten Jobverluste durch Klimapolitik. 42 % haben Angst um ihren Lebensstandard.

„Es geht bei der Transformation weniger um das ‚Ob‘ als um das ‚Wie‘“, sagt FGZ-Direktor und Mitherausgeber der Studie Prof. Dr. Olaf Groh-Samberg. „Wir finden in unseren Auswertungen eine Gruppe, die sehr deutlich die Risiken und Gefahren des Klimawandels anerkennt, sich aber zugleich stark um die sozialen Folgen von Klimapolitik sorgt.“

Fünf Klimatypen: Die Forscher identifizieren fünf Gruppen: Entschlossene (18%), Besorgte (18%), Zustimmende (31%), Indifferente (25%) und Ablehnende (8%).
Die Ablehnenden kritisieren Klimapolitik und fürchten wirtschaftliche Folgen. Die Entschlossenen sind von der Dringlichkeit umfassender Maßnahmen überzeugt. Dazwischen stehen die Besorgten. Sie teilen das Klimabewusstsein der Entschlossenen – und die wirtschaftlichen Sorgen der Ablehnenden. Das macht sie zu einer Schlüsselgruppe.

Klimapolitik muss soziale Ungleichheiten mitdenken: Die Besorgten könnten die Transformation mittragen – wenn ihre sozialen Sorgen ernst genommen werden. Die Bereitschaft in der Bevölkerung ist da: 53 % sind überzeugt, dass es eine grundlegende Veränderung des Wirtschaftssystems bräuchte, um den Klimawandel zu bekämpfen. Entschlossene und Besorgte eint die Forderung nach Umverteilung und sozialem Ausgleich.

Kleine Gruppe, große Wirkung: Die 8 % Ablehnenden sind politisch aktiv. Ihre Positionen werden in sozialen Medien verbreitet – oft mit Falschinformationen. Das könnte ein Grund dafür sein, warum 70 % befürchten, Klimapolitik verschärfe gesellschaftliche Konflikte. „Wenn die Haltung der Ablehnenden als weit verbreitet gilt, erscheint ambitionierte Klimapolitik als Bedrohung für den Zusammenhalt“, sagt Olaf Groh-Samberg.

Einzigartige Datenbasis: Der Zusammenhaltsbericht nutzt verschiedene Datenquellen zur Analyse des gesellschaftlichen Zusammenhalts. Die repräsentative Studie „German Social Cohesion Panel“ (SCP) stützt sich dabei auf die Befragung von über 8.000 Personen in ganz Deutschland, die Ende 2022 durchgeführt wurde. Die Ergebnisse unserer Studie bilden zentrale gesellschaftliche Konstellationen ab, deren Entwicklung wir fortlaufend beobachten und weiter auswerten. Aktuelle Daten bestätigen, dass Klimaschutz in der Bevölkerung weiterhin einen hohen Stellenwert hat. „Mit unseren Daten können wir die Einstellungen zum Klimawandel in der Bevölkerung nicht nur in Bezug auf den sozio-demografischen Hintergrund der Befragten analysieren. Wir können sie auch mit gesellschaftspolitischen Einstellungen, Erfahrungen von Zusammenhalt im Alltag und dem Vertrauen in politische Institutionen in Beziehung setzen“, erklärt Mitherausgeber Dr. Nils Teichler.

Medienplattform