Neu: Käte Hamburger Kolleg „Kulturen des Forschens“

Klimawandel, Digitalisierung, Globalisierung – die Welt verändert sich, und somit auch die Forschung. Das neue KHK „Kulturen des Forschens“ an der RWTH Aachen untersucht diesen Wandel des Forschens gemeinsam mit internationalen Fellows. Ein Interview mit Wissenschaftsphilosophin Prof. Gabriele Gramelsberger und Wissenschaftssoziologe Prof. Stefan Böschen.

Das Käte Hamburger Kolleg (KHK) „Kulturen des Forschens“ stellt die Frage in den Mittelpunkt, ob und wie sich Forschung aufgrund der Orientierung auf große gesellschaftliche Herausforderungen – wie Klimawandel oder Nachhaltigkeit – verändert. Denn diese Herausforderungen weisen ein ungeahntes Maß an Komplexität auf. Mehr noch, zur Behandlung dieser Komplexität kommen neue digitale Verfahren zum Einsatz, wie Simulation, Künstliche Intelligenz oder Maschinelles Lernen. In der Folge verzahnt sich Wissenschaft enger mit Technik, und es verändern sich die Kulturen des Forschens. Deshalb sollen diese Kulturen des Forschens mit einem interdisziplinären Zugriff aus verschiedenen Sparten geistes- und sozialwissenschaftlicher Wissenschafts- und Technikforschung in den Blick genommen werden.

Prof. Gabriele Gramelsberger, Lehrstuhl für Wissenschaftstheorie und Technikphilosophie und Philosophisches Institut, RWTH Aachen

Prof. Gabriele Gramelsberger, Lehrstuhl für Wissenschaftstheorie und Technikphilosophie und Philosophisches Institut, RWTH Aachen

privat

Die beiden KHK-Direktoren Professor Böschen und Professorin Gramelsberger am Human Technology Center (HumTec) der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen (RWTH) sind fortlaufend mit Fragen der interdisziplinären Kooperation beschäftigt. So kamen sie zu der Idee dieses Forschungsvorhabens. Tagtäglich erfahren sie, wie anspruchsvoll, aber auch anregend es ist, interdisziplinäre Forschung und Innovation zu praktizieren. Alle Beteiligten sind gefordert, außerhalb des eigenen Forschungsrahmens zu denken. Und zugleich wird immer deutlicher, dass das Problemlösen der Zukunft nur noch zusammen gedacht werden kann. Vor diesem Hintergrund leistet dieses Käte Hamburger Kolleg eine wichtige Grundlagenarbeit, indem es den gegenwärtig stattfindenden Wandel von Wissenschaft genauer zu verstehen versucht.

 

Interview mit Prof. Gabriele Gramelsberger und Prof. Stefan Böschen

Welche Erwartungen haben Sie an das Format eines Käte Hamburger Kollegs?

Das Format eines Käte Hamburger Kollegs eröffnet als International Center for Advanced Studies sehr große Freiräume für das Denken und damit auch ein Frei-Denken von festgefahrenen Konventionen. Zugleich ist es so großzügig ausgestattet, dass tatsächlich eine die Grenzen der Fächer überwindende Gemeinschaft aufgebaut werden kann. Dadurch erhoffen wir uns eine bisher kaum für möglich gehaltene Vertiefung interdisziplinärer Vernetzung in der RWTH Aachen sowie im internationalen Raum, aber ebenso unweit Aachens in der Euregio mit Liège und Maastricht.

Prof. Stefan Böschen, Lehrstuhl Technik und Gesellschaft, RWTH Aachen

Prof. Stefan Böschen, Lehrstuhl Technik und Gesellschaft, RWTH Aachen

Peter Winandy

Was ist neu, aufregend?

Jede solche Unternehmung ist ein Aufbruch in das Ungewisse. Wir betreten wissenschaftliches Neuland gleich in zweierlei Weise. Erstens wollen wir die Kluft zwischen Wissenschaftsphilosophie und den sozialwissenschaftlich geprägten Wissenschafts- und Technikforschung überwinden. Zweitens wollen wir zugleich einen vielschichtigen interdisziplinären Raum mit Natur-, Lebens- und Ingenieurwissenschaften entfalten. Das sind dicke Bretter. Das ist unglaublich aufregend, weil die Grenzen der Wissenschaft ausgetestet und zugleich mit Mitteln der Wissenschaftsforschung vermessen werden.

Wie soll Ihr Kolleg in fünf Jahren aussehen? Was soll es bieten?

Das Kolleg ist inmitten einer Vielzahl von Aktivitäten der RWTH Aachen, welche alle der interdisziplinären Ausgestaltung der Forschungskultur dienen. Es ist also ein lebendiges Zentrum ernsthaften interdisziplinären Austauschs zwischen den Forschungskulturen geworden. Und das nicht nur für die RWTH Aachen, sondern als Mittelpunkt in einem weltweit aufgespannten Netzwerk von Kooperationen, welche gemeinsam den Wandel von Kulturen des Forschens kulturvergleichend und historisch tiefenscharf ausloten.