Performing Tangier Festival (17th Edition): II. The Poetics and Politics of National Theatre(s) between Globalism and Localism

Im Kern geht es um die Frage, wie Nationaltheater (auch heute noch) zur Konstitution von Nationen / nationalen Identitäten genutzt werden. Auch wenn Nationaltheater dazu beitragen würden, traditionelle Theaterkulturen zu erhalten, muss der versuchten Vereinnahmung des Theaters durch nationalistische Tendenzen ein offener und kritischer Diskurs entgegengesetzt werden.

Datum: 30.11.2021

Uhrzeit: 10:00 - 20:30 Uhr

Veranstaltungstitel: Performing Tangier Festival (17th Edition): II. The Poetics and Politics of National Theatre(s) between Globalism and Localism

Veranstaltungstyp: Konferenz

Veranstalterkategorie: BMBF

Veranstalter: ICPS - International Centre for Performance Studies, Tangier - in Kooperation mit: IRC 'Interweaving Performance Cultures' - Free University, Berlin; University of New England, Tangier; Faculty of Humanties - Abdelmalek Essadi University, Tetouan

Ort: TANGIER & TETOUAN, MOROCCO // plus Live-Stream & Zoom-Webinar (links will be provided via the website on the day of the event)

Indem sie auf ihr Erbe zurückgreifen, um Geschichten und Mythen aus dem Repertoire des kollektiven Gedächtnisses der Nation zu inszenieren, historisieren, gedenken und archivieren die Akteure des Nationaltheaters eine gemeinsame Vergangenheit und verweisen gleichzeitig auf ein gemeinsames manifestes Schicksal.

Es wäre jedoch falsch anzunehmen, dass sie immer nur der Vergangenheit den Spiegel vorhalten, denn sie hinterfragen, befragen und kritisieren auch ein ige, wenn nicht sogar die Gesamtheit der tief verwurzelten Ethnien, auf denen Nationen aufgebaut sind und auf die sie stolz sind, seien sie nun sozialer, religiöser oder politischer Natur, die nun auf dem Prüfstand stehen.

Wie sehr sich Theaterschaffende auch anstrengen mögen, sie stoßen sehr oft auf eine Kakophonie von Stimmen, von denen nicht wenige unterdrückt und gedämpft werden, damit eine einzige Erzählung an diese Stelle tritt und um der Harmonie willen die Oberhand gewinnt. Von einer stabilen, homogenen Identität statt von Identitäten im Prozess zu sprechen, wäre ein monumentaler Irrtum.

Auf der Suche nach den Wurzeln läuft das Nationaltheater Gefahr, die aktuellen Kämpfe der Minderheiten, der Entrechteten und Elenden aus den Augen zu verlieren und sich nur noch auf die Feier einer Vergangenheit zu konzentrieren, die es nie gegeben hat. Ein Nationaltheater, das ausschließlich auf die Vergangenheit ausgerichtet ist, könnte schließlich vereinnahmt, gezähmt und in einen weiteren Staatsapparat verwandelt werden, der in den Händen einiger weniger, die angeblich für die Gesamtheit repräsentativ sind, eine samtene Macht ausübt.

Angeregt durch die Diskussionen früherer Konferenzen schlagen wir einen zweischneidigen und multiperspektivischen Dialog vor, der sowohl künstlerisch als auch forschungsorientiert ist und an dem sich unsere Gäste gerne beteiligen können.

Es ist ein Aufruf zu einer kritisch-sezierenden Aufmerksamkeit gegenüber Bewegungsformen, die performativ und im Kontext der laufenden Verflechtungsprozesse zwischen Performance-Kulturen von hier und dort in einer Atmosphäre, die durch den Aufstieg der nationalen Theater geprägt ist, produziert werden. Diese Formen sind in vielfältigen Kontexten so sichtbar und hörbar geworden, dass es sich die Wissenschaft nicht mehr leisten kann, sie zu vernachlässigen.

Wir laden Wissenschaftler aus der ganzen Welt ein, sich an der Debatte zu beteiligen und über verschiedene Probleme im Zusammenhang mit den folgenden Fragen und Themen nachzudenken: - Verflechtung von Performance-Kulturen: Perspektiven aus dem globalen Süden - Alternative Wege, Theater zu sehen und zu machen: zur Bildung und Produktion neuer Identitäten - Umdenken im Theater von unten/von oben nach unten: die Wiedergeburt des Theaters für alle - Performing otherness in Zonen des Kontakts und der Reibung - Die glokale Wende des Nationaltheaters - Nationaltheater im postkolonialen Kontext.