Performing Tangier Festival (17th Edition): I. Theatres of the Global South – Decolonial Visions

Nach wie vor wirft die epistemische Gewalt lange Schatten auf intellektuelle und künstlerische Bestrebungen eines gleichberechtigten globalen Austauschs. Auf der Konferenz soll nach Wegen gesucht werden, diesen Austausch zu ermöglichen, ohne dabei in die Falle(n) der hegemonialen Homogenisierung zu tappen, die nicht weniger heimtückisch ist als die Kolonisierung selbst.

Datum: 27.-29.11.2021

Uhrzeit: 18:30 - 20:00 Uhr

Veranstaltungstitel: Performing Tangier Festival (17th Edition): I. Theatres of the Global South – Decolonial Visions

Veranstaltungstyp: Konferenz

Veranstalterkategorie: BMBF

Veranstalter: ICPS - International Centre for Performance Studies, Tangier - in Kooperation mit: IRC 'Interweaving Performance Cultures' - Free University, Berlin; University of New England, Tangier; Faculty of Humanties - Abdelmalek Essadi University, Tetouan

Ort: TANGIER & TETOUAN, MOROCCO // plus Live-Stream & Zoom-Webinar (links will be provided via the website on the day of the event)

Diese Konferenz ist eine Einladung, in die Poetik und Politik des Widerstands gegen dominante, ausgrenzende und zuweilen eurozentrische Paradigmen einzutauchen, theatral und anderweitig.

Vereint durch ihre gemeinsame(n) Geschichte(n) des Kampfes und des Streits eignen sich Theaterschaffende aus dem globalen Süden nun - ganz in der Art von Caliban - die Werkzeuge der ‚sanften' Macht an und verwandeln sie, um den Kanon, das 'zivilisierte' und zivilisierende Zentrum, von innen und außen zurückzuschlagen/zurückzuschreiben/zurückzudrängen, um zu versuchen, die Machtdynamik neu zu konfigurieren, die den Privilegierten - den neuen Prosperos - die Oberhand lässt.

Auch wenn man sagen kann, dass die plumpe koloniale Besatzung der Vergangenheit angehört, wirft die epistemische Gewalt immer noch ihren Schatten auf die intellektuellen und künstlerischen Bemühungen auf beiden Seiten des Zauns, und zwar als Ergebnis dessen, was Foucault als die positionelle Überlegenheit des eurozentrischen Subjekts bezeichnet, das als einziges geeignet und fähig ist, Wissen hervorzubringen, während es in einer Perpetuierung der Hegelschen Dialektik von Herr gegen Sklave den unterlegenen Wissensobjekten gegenübergestellt wird, was jeglichen Raum für das Werden ausschließt.

In der Bedingung ihrer Darbietungen selbst liegt eine Dissonanz, ein Schisma, ein Konflikt, dessen Lösung, wenn es denn dazu kommt, zu einer Annäherung und Versöhnung und/oder vielleicht zu einer (Kon-)Fusion der Vergangenheit, die noch nicht abgeschlossen ist, mit der Gegenwart, einem laufenden Kapitel, dem Traditionellen und dem Postmodernen, dem Lokalen und dem Globalen führen könnte.

Es ist eine Suche, nicht nach den Wurzeln, sondern nach Wegen, die die globale Sphäre in Frieden und Harmonie gemeinsam beschreiten kann, ohne in die Falle(n) der hegemonialen Homogenisierung zu tappen, die nicht weniger heimtückisch ist als die Kolonialisierung selbst. Solange die Kolonialität weiterhin dort lauert, wo ihr ehemaliger Zwilling Kolonialismus war, wird der Globale Süden nicht in der Lage sein, vor dem Globalen Norden (wieder) zu kapitulieren und muss intersektionale Kollektive bilden, um dem schleichenden Kapitalismus und seinen latenten Machtmitteln die Stirn zu bieten.

Die Rückkehr der Elenden der Erde, der geknechteten Subalternen, in neuem Gewand auf die Bühne, wird den Machern die Show stehlen, indem sie den Historismus von unten entmythologisieren. Nachdem sie zum Schweigen gebracht, unterdrückt und erstickt wurden, können die unterdrückten Subalternen Alternativen anbieten, die in der Ökologie des Wissens zum Ausdruck kommen, die die Vielfalt in ihrer Aufnahme der Unterdrückten feiert, wo auch immer sie sein mögen, unabhängig von ihrem Geschlecht, ihrer geografischen Verortung, ihrer Klasse, ihrer ethnischen Zugehörigkeit, ihrer Hautfarbe und so weiter und so fort.