Räume des Sammelns | 10.-21.08.2020

Die drei Verbundeinrichtungen richten eine Internationale Sommerschule aus,
die jeweils rund zwanzig Doktorandinnen und Doktoranden für zwei Wochen in
Marbach, Weimar oder Wolfenbüttel zusammenführt, um gemeinsam an einem
bestimmten Thema zu arbeiten. In diesem Jahr findet die Internationale
Sommerschule in der Klassik Stiftung Weimar unter dem Titel „Räume des
Sammelns“ statt.

Datum: 10.-21.08.2020

Uhrzeit: siehe Programm

Veranstaltungstitel: Räume des Sammelns - Internationale Sommerschule im Forschungsverbund
Marbach Weimar Wolfenbüttel

Veranstaltungstyp: Workshop

Veranstalterkategorie: BMBF Förderprojekte

Veranstalter: Forschungsverbund Marbach Weimar Wolfenbüttel

Ort: Klassik Stiftung Weimar


Mehr zur Veranstaltung:

Die Stadt Weimar ist ein ‚Deutscher Erinnerungsort’ par excellence. Ein wesentlicher
Bestandteil ihrer kulturellen Topographie sind die über Jahrhunderte gewachsenen
Sammlungen, sammlungsbezogenen Bauten und Interieurs. Das wohl prominenteste
Beispiel ist Goethes Wohnhaus am Frauenplan. Zu Lebzeiten des Dichters dienten
sowohl seine Privaträume wie auch die öffentlich zugänglichen Bereiche des Hauses
der wissenschaftlich fundierten Aufbewahrung und Präsentation umfangreicher
Sammlungen. Ein kaum weniger ikonischer Sammlungsraum ist der Rokokosaal der
Herzogin Anna Amalia Bibliothek, erst recht seit dem Brand von 2004. In Verbindung
mit dem Gemälde- und Büstenprogramm verräumlicht die über mehrere Etagen
verteilte Büchersammlung ein intellektuelles Ideal der Goethezeit. Außerhalb des
historischen Zentrums der Stadt befinden sich zwei an der Wende zum 20. Jahrhundert
eingerichtete Archive, deren geistige Provenienz kaum unterschiedlicher sein könnte:
das historistische Gebäude des Goethe- und Schiller-Archivs mit den schriftlichen
Nachlässen des klassischen Weimar sowie das von Henry van de Velde nur wenige
Jahre später im Neuen Stil gestaltete Nietzsche-Archiv. Von beiden Standorten aus ist
über Weimar hinweg der Ettersberg zu sehen, wo nach dem Zweiten Weltkrieg im
ehemaligen Konzentrationslager Buchenwald eine umfangreiche Sammlung zu den
Verbrechen der NS-Zeit angelegt wurde.


Durch den ‚spatial turn’ der Geisteswissenschaften ist das Bewusstsein dafür geschärft
worden, dass Räume keine neutralen Gefäße für Sammlungsobjekte sind. Die Frage
nach den Räumen des Sammelns hat daher einen hohen Stellenwert für den
Forschungsverbund Marbach Weimar Wolfenbüttel, der dieses Phänomen vom 10. bis
zum 21. August 2020 ins Zentrum einer internationalen Sommerschule rücken wird:

Auf welche Weise sind Sammlungsräume semantisch und symbolisch aufgeladen?

Inwiefern dienen sie der kulturellen Erinnerung und stiften persönliche oder kollektive Identität?

Welchen symbolpolitischen und strategischen Zielsetzungen unterliegen sie, und wie kommen diese Ziele in Bauten und Interieurs ästhetisch zum Ausdruck?

Wie tragen sie zur Organisation des in den Sammlungen verkörperten Wissens bei?

Welche Rolle spielt nicht zuletzt im Rahmen der digitalen Transformation die Genese neuer, virtueller Sammlungsräume?

Diese Fragen wird die Sommerschule verfolgen, indem sie
zum einen die historische Entwicklung repräsentativer Sammlungsräume von der
Kunst- und Wunderkammer bis zum heutigen Museum nachvollzieht und zum anderen

die Bedeutung neuer Raumtheorien für den Umgang mit Sammlungen reflektiert. Das
Verhältnis zwischen privater und öffentlicher Sammlung, zwischen repräsentativer und
funktionaler Raumgestaltung wird anhand von Magazin, Depot und Ausstellungsraum
untersucht. Ein besonderes Augenmerk gilt dabei immer auch der Auseinandersetzung
mit realen und imaginierten Sammlungsräumen in den Künsten.