Praxis trifft Wissenschaft: (Vereins-)Sport als Integrationsmotor?

Dr. Eveline Reisenauer (DJI) diskutiert Fragen rund um das Thema „(Vereins-)Sport als Integrationsmotor?“ mit Dr. Tina Nobis, Leiterin der Abteilung Integration, Sport und Fußball am Berliner Institut für empirische Integrations- und Migrationsforschung (BIM) und Mohammed EL Ouahhabi, Sport-Integrations-Coach beim Berliner Praxis-Projekt „SPORTBUNT – Vereine leben Vielfalt!“.

Die Zahl der Menschen, die weltweit auf der Flucht sind, war noch nie so hoch wie heute. Das Berliner Praxis-Projekt „SPORTBUNT – Vereine leben Vielfalt!“ hat sich die Integration geflüchteter Menschen im und durch Sport auf die Fahnen geschrieben. Das Projekt ist Teil eines vom Berliner Senat im Zuge der Flüchtlingswelle von 2015 erarbeiteten Gesamtkonzepts zur Integration und Partizipation geflüchteter Menschen, an dem sich die Politikgestaltung durch den Senat in diesem Bereich ausrichten soll. DJI-Netzwerkmitglied Mohammed El Ouahhabi arbeitet mit fünf Kolleginnen und Kollegen als Sport-Integrations-Coach beim Projekt SPORTBUNT. Er ist Ansprechpartner für die Berliner Bezirke Pankow und Lichtenberg sowie für unbegleitete junge Flüchtlinge. Im Gespräch mit Dr. Eveline Reisenauer, DJI, gibt er Einblicke in seinen Arbeitsalltag und reflektiert aus Sicht seiner praktischen Arbeit vor Ort in Flüchtlingsunterkünften, und mit Sportvereinen, aber nicht zuletzt auch aufgrund seiner eigenen biografischen Erfahrungen, worin für ihn integrative Wirkungen des Sports im Allgemeinen und des Vereinssports im Besonderen bestehen. Wo sieht er Erfolge, wo Hürden oder Grenzen? „Zahlreiche Studien weisen auf das große integrative Potenzial des Sports hin“, weiß Dr. Tina Nobis, Leiterin der Abteilung Integration, Sport und Fußball am Berliner Institut für empirische Integrations- und Migrationsforschung (BIM) der Humboldt-Universität zu Berlin. Doch ebenso wichtig sei es, zu erkennen, dass es auch im Sport subtile Mechanismen von Ausgrenzung und Rassismus geben kann. Diese gelte es zu erforschen, so die Sportsoziologin, deren Forschungsschwerpunkte u.a. Geflüchtetenarbeit von Sportvereinen, Öffnungs- und Schließungsprozesse von Sportvereinen, soziale Ungleichheiten im Sport, Strukturen, Kulturen und Entwicklungen von Sportorganisationen sowie Demokratie- und Sozialkapitalfunktionen zivilgesellschaftlicher Vereinigungen sind. Worin besteht das integrative Potenzial des Sports? Wie lässt es sich gezielt fördern? Welche Faktoren sind wesentlich dafür, dass Sport zu einem inklusiven Raum wird, in dem alle Menschen Zugehörigkeit erleben können? Welche subtilen Ausgrenzungen lassen sich im Sport ausmachen? Gibt es Sportarten die dafür „prädestinierter“/anfälliger sind als andere? Welche Fortschritte und Entwicklungen sehen Praxis und Wissenschaft bei der Integrationsarbeit von Sportvereinen? Und wovon hängt es ab, ob ein Sportverein erfolgreiche Integrationsarbeit leistet – und wie lässt sich diese messen? Können Praxis und Wissenschaft vor diesem Hintergrund voneinander lernen – und wenn ja, was? Diese und weitere Fragen und Themen will Dr. Eveline Reisenauer unter Beteiligung des interessierten Publikums im Gespräch mit Dr. Tina Nobis und Mohammed EL Ouahhabi in dieser DJI-Fachveranstaltung erörtern.