Von der Kiste ins Netz: Kulturgüter virtuell erschließen - Projekt: Gyrolog

Projekt: Gyrolog – Aufbau einer digitalen Kreiselsammlung für historische und didaktische Forschung

Maschine von Bohnenberger; © Jörg Wagner/Universität Stuttgart

Als besonderes Highlight wurde die Maschine von Bohnenberger (ca. 1810), Ursprung aller Kreiselgeräte, die einem privaten Sammler gehört, in das Digitalisierungsprojekt mit aufgenommen.

Jörg Wagner/Universität Stuttgart

Ohne sie geht oft gar nichts: Kreiselgeräte sind in zahlreichen modernen Alltags- und Schlüsseltechnologien im Einsatz, etwa in Smartphones oder in Navigationssystemen. Dennoch ist die Geschichte der Kreiseltechnik ab dem zweiten Drittel des 20. Jahrhunderts nur wenig aufgearbeitet. Bis jetzt.

Seit Oktober 2017 bringt das Forscherteam der Universität Stuttgart äußerlich unscheinbare technische Schlüsselobjekte als kulturelles Erbe im Rahmen des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Vorhabens „Gyrolog – Aufbau einer digitalen Kreiselsammlung für historische und didaktische Forschung" ins Licht einer breiten Öffentlichkeit. Ziel ist, die in Deutschland einzigartige Kreiselsammlung der Universität Stuttgart sowie ihre Tochtersammlungen an der Technischen Universität München und der Johannes Kepler Universität Linz zu digitalisieren und so einer fachübergreifenden wissenschaftlichen Nutzung zugänglich zu machen.

„Mit unserem Projekt verbinden wir die (Technik-) Geschichte als Geisteswissenschaft mit modernsten Methoden der Photogrammetrie und Computertomographie als Ingenieurwissenschaft. Damit gelingt es uns, die Herkunft moderner Gyroskope sichtbar zu machen und ihre Funktionsweise zu verdeutlichen“, erklärt Projektleiter Prof. Jörg Wagner, Professur für Adaptive Strukturen in der Luft- und Raumfahrt an der Universität Stuttgart. „Neben ihrer Bedeutung für moderne Alltagstechnologien sind Kreisel auch von militärischer Relevanz“, so haben die Antragsteller ihr Digitalisierungsinteresse begründet, „als Dual-use-Objekte stehen sie paradigmatisch für technische Entwicklungen der Hochmoderne.“ Durch die Digitalisierung werden die kleinen, komplexen Geräte im wahrsten Sinne des Wortes – virtuell – begreifbar.

Kurskreisel Siemens LKu4; © Jörg Wagner/Universität Stuttgart

Der Kurskreisel Siemens LKu4 als typisches Gerät der Flugnavigation in originalem Zustand und als aufgeschnittenes Objekt, das virtuell bald von allen Seiten betrachtet werden kann.

Jörg Wagner/Universität Stuttgart

Das Stuttgarter Forscherteam, das Kompetenzen aus Luft- und Raumfahrttechnik, Geschichte, Geodäsie und Informatik vereint, hat schon etliche der 160 Objekte aus verstaubten Kisten geholt, sortiert, gereinigt und digital erfasst. Innovativ kombinierte Verfahren der 3D-Objektdigitalisierung, wie CT-Scan und Photogrammetrie, öffnen nie dagewesene Einblicke in Kreiselgeräte und zugleich neue Forschungsperspektiven in der Technik- und Wissenschaftsgeschichte.

Kurskreisel Siemens LKu4; © Jörg Wagner/Universität Stuttgart

Kurskreisel Siemens LKu4

Die digitale Kreiselsammlung wird als offenes System publiziert, so dass weitere Digitalisate hinzugefügt werden können. „Unsere Kreiselsammlung hat ein ‚zweites Leben‘ erhalten“, so Sammlungsleiter Wagner. Durch die um vielfältige Metadaten angereicherten Digitalisate wird sie ganz neu für Technik- und Wissenschaftsgeschichte sowie für Museums- und Technikpädagogik nutzbar. Wir sind auf einem guten Weg, die Sammlung 2020 weitgehend digital in 3D der Allgemeinheit zur Verfügung stellen zu können“.

 

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