Ministerin besucht „Interdisziplinäres Forschungszentrum Ostseeraum“

Seit 2019 untersucht das „Interdisziplinäre Forschungszentrum Ostseeraum“ zentrale Fragen und Herausforderungen der Gegenwart im Ostseeraum und legt dabei einen klaren Fokus auf die Geistes- und Sozialwissenschaften. Anlässlich des virtuellen Besuchs von Forschungsministerin Anja Karliczek sprachen wir mit IFZO-Koordinator Dr. phil. Alexander Drost über Erfolge und Pläne.

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Drei Fragen an Dr. Alexander Drost

Wissenschaftlicher Koordinator „Interdisziplinäres Forschungszentrum Ostseeraum (IFZO)“ an der Universität Greifswald

Herr Dr. Drost, in den letzten zwei Jahren hat sich das IFZO als Zentrum für die Ostseeraumforschung aufgestellt. Welche Meilensteine stellen Sie Forschungsministerin Karliczek vor?

Dr. Alexander Drost, Wissenschaftlicher Koordinator „Interdisziplinäres Forschungszentrum Ostseeraum (IFZO)“ an der Universität Greifswald

Dr. Alexander Drost, Wissenschaftlicher Koordinator „Interdisziplinäres Forschungszentrum Ostseeraum (IFZO)“ an der Universität Greifswald

Jan Reinicke (IFZO)

In der Konzeptionsphase hat unser sieben-köpfiges Postdoc-Team gemeinsam mit den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus fünf Fakultäten die IFZO-Forschungsprojekte erarbeitet. Dabei hat sich eines gezeigt: Keines der zukunftsrelevanten Themen – angefangen vom kulturellen Erbe über Energiewende bishin zur Sicherheit – hätte ohne die Expertise der gesamten Forschendengruppe entwickelt werden können.

Nordstream 2 und die nationalen Divergenzen in den Nachhaltigkeitsdebatten im Ostseeraum sind nicht ohne die langen historischen Linien wirtschaftlicher, politischer und rechtlicher Entwicklung zu verstehen. Ebenso steht und fällt die Erhaltung des gemeinsamen kulturellen Erbes mit unserem Wissen über den Klimawandel am und im Meer, aber auch damit, wie wir die Daseinsvorsorge für nachfolgende Generationen sichern, die sich um dieses Erbe kümmern.

Dass sich aus dieser Zusammenarbeit zudem ein „Greifswalder Forschungsansatz“ zur interdisziplinären Untersuchung von Transformationsprozessen entwickelte, ist ein weiterer Meilenstein der Konzeptphase.

Nun geht es für das IFZO in die fünfjährige Hauptphase. Was möchten Sie erreichen?

Zwei Ziele liegen uns besonders am Herzen: Erstens, die anwendungsorientierte Umsetzung der gemeinsam entwickelten Projekte in so genannten „Begegnungsräumen“, die das Erkennen der vielfältigen Verbindungen zwischen verschiedenen Transformationen ermöglichen. Beispielsweise haben Forschende der Geographie, Politik und Kunstgeschichte gemeinsam Schulmaterialien zum Moor erstellt, in denen sowohl der Schutz, die nachhaltige Nutzung des Moores als auch unsere kulturell geprägten Bilder vom Moor erläutert werden.

Dieses Beispiel steht Pate für das zweite große Ziel: Die Vermittlung von Forschungsergebnissen in die gesamte Breite der Gesellschaft. Dazu gehören unter anderem digitale Lehr- und Lernplattformen genauso wie Theaterpädagogische Konzepte und Animationen von Kulturlandschaften. Natürlich bleiben wir auch dem wissenschaftlichen Diskurs verpflichtet. Zugleich sehen wir in unseren Vermittlungsprojekten auch eine große Chance, Erkenntnisse und Methoden aus dem „Labor“ auf die „Straße“ zu bringen und dadurch neue Fragen anzuregen.

Gibt es ein Projekt, das besonders spannende Ergebnisse hervorgebracht hat, vielleicht auch vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie?

Im Mittelpunkt der kommenden Forschungen stehen insbesondere langfristige Transformationsprozesse. Um diese Projekte zu entwickeln, haben wir aber auch kleine Fallstudien durchgeführt, die u. a. als ExpertInnen-Interviews abrufbar sind. Dabei hat sich aus der Perspektive der Forschungsgruppe „Neue Nationalismen“ gezeigt, dass rechtspopulistische Parteien in Deutschland, Dänemark und Schweden – im Gegensatz zur öffentlichen Meinung – die Auswirkungen der Pandemie auf ihre politische Arbeit ganz unterschiedlich erfahren haben. In Deutschland sanken ihre Zustimmungswerte aufgrund innerer Zerrissenheit bereits vor der Pandemie, in Dänemark weil die politischen Konkurrenten ihre Themen besetzten während in Schweden der „Sonderweg“ in der Pandemie den Populisten Auftrieb verlieh.

Herr Dr. Drost, herzlichen Dank für das Interview. Viel Erfolg weiterhin!

Das Interdisziplinäre Forschungszentrum Ostseeraum (IFZO)

Seit Februar 2019 fördert das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) die Etablierung des „Interdisziplinären Forschungszentrums Ostseeraum“ (IFZO) an der Universität Greifswald. In einer zweijährigen Konzeptphase wurden Forschungsprojekte in sieben Rahmenthemen entwickelt:

(1) Internationale Beziehungen und Sicherheit

(2) Neue Nationalismen

(3) Zur Gegenwart des kulturellen Erbes

(4) Regionale Entwicklung und Ländliche Räume

(5) Nachhaltigkeit im Ostseeraum

(6) Energie

(7) Muster der Landnutzung

Nun geht es in die fünfjährige Hauptphase. Das IFZO arbeitet mit Forschungspartnern in Deutschland sowie in den Staaten des Ostseeraums zusammen. Das Vorhaben fügt sich in die umfangreiche Förderung der Regionalstudien durch das BMBF ein.

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