Formate der Wissenschaftskommunikation: Praxistipps aus der GSW-Community

Von Ausstellungen über Videos, Podcasts und Science Slams bis hin zu Wissenschaftsfestivals – mit vielfältigen Formaten tragen die GSW-Projekte ihr Wissen in die Öffentlichkeit. Doch welche Formate passen zum Projekt und kommen gut bei den Zielgruppen an?

Dekor

Adobe Stock/melita

Anhand von zwei Praxisbeispielen tauschten sich Mitarbeitende aus BMBF-geförderten geistes- und sozialwissenschaftlichen Projekten und Einrichtungen in einem Peer Learning Workshop über unterschiedliche Formate, aber auch über eigene Erfahrungen und Anliegen aus. Im Fokus stand die Frage, wie es gelingt, Forschungsinhalte in bestimmte gesellschaftliche Zielgruppen hineinzutragen und Anregungen aus der Öffentlichkeit in die Wissenschaft aufzunehmen.

Kampagne: Kleine-Fächer Wochen

Constanze Probst von der Hochschulrektorenkonferenz zog Bilanz zur Kampagne „Kleine Fächer-Wochen an deutschen Hochschulen“, bei der Hochschulen im Wintersemester 2019/2020 die Möglichkeit erhielten, mit verschiedenen Projektformaten die Bedeutung der Kleinen Fächer für Wissenschaft und Alltag sichtbar zu machen. Rund 250 Veranstaltungen stellten die teilnehmenden Hochschulen auf die Beine, darunter Podiumsdiskussionen, Workshops, Ausstellungen, Lesungen, Konzerte und vieles mehr (Berichte aus den 17 geförderten Projekten finden Sie hier). „Die Kleine-Fächer Wochen als Kampagne haben deutliche Synergie-Effekte erbracht“, so Probst. „Die Einzelmaßnahmen wurden durch die Kampagne gerahmt und einbettet. Sie haben dadurch an den teilnehmenden Hochschulen noch mehr Aufmerksamkeit und Würdigung erfahren und konnten zur größeren Sichtbarkeit und Vernetzung der Kleinen Fächer beitragen“, so Probst (siehe Präsentation). Zudem hat die Initiative Kleine Fächer: Sichtbar innovativ! Promovierende und frühe Postdocs aus den Kleinen Fächern im Wintersemester 2020/21 zur Entwicklung neuer Kommunikations- und Vernetzungsstrategien aufgerufen. „Eine Herausforderung bei projektbasierten Initiativen ist und bleibt dabei die Frage der Nachhaltigkeit“, betonte Probst.

Bürgerbeteiligungsprojekt „Gruß & Kuss“

Prof. Dr. Andrea Rapp

Prof. Dr. Andrea Rapp, Fachgebietsleitung Germanistik - Computerphilologie und Mediävistik an der TU Darmstadt und Verbundkoordinatorin des BMBF-Verbundprojekts „Gruß & Kuss – Briefe digital. Bürger*innen erhalten Liebesbriefe“

Katrin Binner

Das zweite Praxisbeispiel gab Einblicke in das Bürgerbeteiligungsprojekt „Gruß & Kuss – Briefe digital. Bürger*innen erhalten Liebesbriefe“, bei dem Forschende zusammen mit interessierten Bürger/innen die Liebesbriefe des Liebesbriefarchivs untersuchen, lesen, digitalisieren und erforschen. Verbundkoordinatorin Prof. Andrea Rapp schilderte ihre Erfahrungen mit diversen Formaten der Wissenschaftskommunikation und stellte fest: „Für eine erfolgreiche Wissenschaftskommunikation im Bereich der Geistes-, Sprach und Geschichtswissenschaft muss es eine gemeinsame Klammer geben, eine Content-Strategie auf der Basis der wissenschaftlichen Ergebnisse und Fragen. Entscheidend sei, mit einer Cross-Media-Strategie mehrere Kanäle zu bedienen, die Adressaten abzuholen und auf ihre Interessen wirklich einzugehen. „Und dafür braucht man Zeit, Zeit und noch mehr Zeit, … aber es lohnt sich!“ (siehe auch Präsentation).

Hier einige Tipps aus der GSW-Community:

  • Wissenschaftkommunikation bedarf schon bei der Antragsausarbeitung guter Planung, denn sie bedeutet in der Umsetzung viel Zeit und Arbeitsaufwand und kann nicht nebenbei umgesetzt werden. Sie sollte nicht als „Add-on“, sondern als gewinnbringender Teil des Forschungsprojekts mitgeplant werden.
  • Forschungsergebnisse oder -inhalte in Wissenschaftskommunikations-Formaten zielgruppengerecht aufarbeiten. Die Bedarfe der Zielgruppe stehen im Vordergrund, nicht die eigenen.
  • Eine Projekthomepage mit Blog als Kommunikationsplattform nutzen.
  • Bei der Pressearbeit regionale Medien einbeziehen und Mailingliste anlegen.
  • Bei interaktiven Projekten mit Bürgerbeteiligung niedrigschwellige Angebote machen (etwa „Liebesbriefe spenden“) und persönliche Kontakte aufbauen.
  • Bewährte Formate sind Podcasts, Blogs, Twitter und Instagram; Erklärfilme und gut aufgearbeitete Infographiken.
  • Podcasts und Videos sind arbeitsintensiv, hilfreich ist der Aufbau von Kooperationen.
  • Formate mit einem persönlichen Touch sorgen für mehr Aufmerksamkeit.
  • Der Titel des Produkts soll kurz, knackig, gewagt sein und zum Lesen/Mitmachen animieren.
  • Die Bespielung der Formate sollte regelmäßig erfolgen. Gut ist, wenn schon im Titel erkennbar ist, wann sie erfolgt, wie zum Beispiel „Transcription Tuesdays“.
  • Bei Wissenschaftskommunikations-Formaten rechtzeitig und flexibel reagieren und ggf. Formate abbrechen und neue ausprobieren.
  • Kooperationen mit Künstlern können zwar arbeitsaufwendig sein, aber die Ergebnisse können sich sehen lassen und haben eine breite Wirkung und Ausstrahlung.
  • Interaktive Dialogformate gehen zwar nicht überall, sind aber besonders lohnend für das Forschungsvorhaben, da sie Austausch ermöglichen

Noch etwas vergessen oder eine gute Idee? Über Anregungen freuen wir uns. Schicken Sie uns doch Ihre Ideen per E-Mail auf GSW@dlr.de. Vielen Dank!

So fördert das BMBF die Wissenschaftskommunikation (Auswahl):