Eines der abenteuerlichsten Spezialgebiete der archäologischen Forschung ist die Montanarchäologie. Das interdisziplinäre Team des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) rund um Dr. des. Katharina Malek M.A. erforscht seit 2018 das montanhistorische Erbe im Harz, in den Tiefen des Rammelsberges, einer Weltkulturerbe-Stätte. Beteiligt sind neben der Arbeitsstelle Montanarchäologie des Niedersächsischen Landesamtes für Denkmalpflege (NDL), das Institut für Geotechnik und Markscheidewesen der Technischen Universität Clausthal sowie das WELTKULTURERBE RAMMELSBERG - Museum und Besucherbergwerk.
Im Dezember 1992 hat die UNESCO erstmals in Deutschland ein industrielles Baudenkmal zum Weltkulturerbe erhoben: das ehemalige Erzbergwerk Rammelsberg und die Altstadt Goslar. 2010 kam die Oberharzer Wasserwirtschaft hinzu, ein einzigartiges Energiegewinnungssystem auf 200 qkm bestehend aus Gräben, Kunstteichen und unterirdischen Wasserläufen für den Bergbau. Die Energie des Wassers trieb Entwässerungs-Pumpen in Bergwerken an, hob Erze an die Oberfläche und ermöglichte ganzjährigen Betrieb. „Es ist etwas Besonderes, die Spuren zu erforschen, die das Bergbauwesen im Harz hinterlassen hat – von den Bergwerken über die Rekonstruktion der technischen Abläufe bis hin zu den Auswirkungen auf die Umwelt und den Menschen“, betonen Georg Drechsler M.A. und Dr. Astrid Schmidt-Händel, die den archäologisch-historischen Teil im BMBF-Projekt bearbeiten.
Weltkulturerbe digital erfassen
Das BMBF-Projekt dreht sich um zwei Bereiche: die Grubengebäude des heutigen Weltkulturerbes Rammelsberg und die historischen Bergbaumodelle, vornehmlich aus der Sammlung des Oberharzer Bergwerksmuseums in Clausthal-Zellerfeld. „Mit über fünfzigtausend Fotos haben wir untertage die zumeist nicht öffentlich zugänglichen Bergwerksabschnitte erfasst und dreidimensional modelliert“, berichtet Dipl.-Inf. Wilhelm Hannemann, der mit Jessica Meyer M.A. und Dr. Tanja Schäfer den ingenieurwissenschaftlichen Teil betreut. „Dies wurde mit bereits vorhandenen Forschungsergebnissen, Datenbeständen und Archivalien in Beziehung gesetzt“, ergänzt Dr. Hans-Georg Dettmer vom Museum Rammelsberg.
Das Team ist gut vorangekommen: Seit Dezember 2019 sind die projektrelevanten Grubenbereiche für das 3D-Modell fertig aufgenommen und die archäologischen Untersuchungen weitestgehend abgeschlossen. Über Tage sind zahlreiche Archivalien, darunter Grubenrisse (topographische Zeichnungen), die bis ins 17. Jahrhundert zurückreichen, über tausend Fotografien und Negativplatten sowie mittelalterliche Urkunden und Briefe neu erschlossen und ausgewertet worden. „Es zeichnet sich ein deutlich komplexeres Bild der Bergbauaktivitäten ab, als das bis jetzt gedachte“, resümiert Malek über den ersten Projektteil.
Im zweiten Projektteil stehen die historischen Bergbaumodelle im Fokus. Die größtenteils aus der Mitte des 19. Jahrhunderts stammenden Modelle stellen Bergwerke, technische Einrichtungen, sowie die Landschaft mit der Oberharzer Wasserwirtschaft räumlich dar. Eine gemeinsame 3D-Visualisierung der historischen Bergbaumodelle, der digitalisierten Grubenrisse und der im ersten Projektteil vor Ort aufgenommenen Bergwerksbereiche ermöglicht neue Blicke sowohl auf die einzelne Bergwerksgeschichte als auch auf die in vergangenen Zeiten entwickelten Möglichkeiten einer dreidimensionalen Darstellung.
- Projekttitel: „Altbergbau 3D“ Ein interdisziplinäres Projekt zur Erforschung des montanhistorischen Erbes im Harz.
- BMBF-Förderlinie: „eHeritage“
- Laufzeit: März 2018 bis Februar 2021
- Partner: Arbeitsstelle Montanarchäologie des Niedersächsischen Landesamtes für Denkmalpflege, das Institut für Geotechnik und Markscheidewesen der Technischen Universität Clausthal sowie das Weltkulturerbe Museum und Besucherbergwerk Rammelsberg.
- Nicht geförderte Partner: Stiftung Bergwerk Rammelsberg, Altstadt von Goslar und Oberharzer Wasserwirtschaft sowie Bergbau Goslar GmbH.
- Website: http://altbergbau3d.de/