Ist die Wende zu Ende? Ausstellung. Erinnerung. Gespräche.

Ist die Wende zu Ende? Ausstellung, Erinnerung, Gespräche ist eine interaktive Wanderausstellung, die sich als eine Erinnerungswerkstatt versteht. Das Ziel ist, Gespräche über die Wende und Nachwendezeit und ihre Auswirkungen auf die Gegenwart anzustoßen.

ab 09.03.2024, 18 Uhr, Spremberg

Dabei soll nicht nur die Vielfältigkeit der Erinnerungen an die 1990er Jahre veranschaulicht werden, sondern es geht auch um die Frage, ob und inwiefern zwischen vermeintlich getrennten Erfahrungen Gemeinsamkeiten bestehen, wobei Erfahrungen sowohl von Enttäuschung und Ohnmacht als auch von demokratischer Handlungsfähigkeit gemeint sind. Ein besonderes Anliegen ist der Austausch und die Zusammenarbeit mit zivilgesellschaftlichen Initiativen vor Ort.

Ausgangspunkt ist ein am Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt (FGZ) angesiedeltes Forschungsprojekt über Erinnerungen an die Wende- und Nachwendezeit, in dem ca. 50 Interviews geführt wurden, und zwar mit Personen, die in besonderer Weise von den sozialen Verwerfungen der Wendezeit betroffen waren und deren Perspektiven nur bedingt Eingang in die öffentliche Debatte gefunden haben (ehemalige Vertragsarbeiter*innen, Protagonist*innen der Kämpfe gegen die Abwicklung von ostdeutschen Betrieben durch die Treuhandanstalt u.a.). Ist die Wende zu Ende? wird Auszüge aus diesen Interviews im Rahmen von Hörstationen präsentieren (Ausstellung). Zugleich gilt es, das Gespräch mit den Besucher*innen zu suchen. Das heißt, die Besucher*innen haben die Möglichkeit, von ihren Erfahrungen mit der Wende- und Nachwendezeit zu berichten (Erinnerungswerkstatt). Auch diese Gespräche werden aufgenommen. So entsteht ein Archiv von Wende-Erinnerungen, das sich – wie gleich erläutert werden wird – auch als Ausstellungsgegenstand realisiert.

Ist die Wende zu Ende? tourt von März bis September durch sechs Orte in Thüringen, Sachsen und Brandenburg, wo im Herbst jeweils Landtagswahlen stattfinden. Im gleichen Zeitraum wird im Deutschen Hygiene Museum Dresden die Ausstellung VEB Museum: Das Deutsche Hygiene Museum in der DDR gezeigt. Ist die Wende zu Ende? wird den Epilog-Raum dieser Ausstellung gestalten. Das wichtigste Element hierbei sind die Stimmen der Besucher*innen der Erinnerungswerkstatt, die als kuratierte und aufbereitete Originaltöne im Rahmen einer Hörstation eingespielt werden. Diese Stimmen werden während der Laufzeit der Dresdener Ausstellung – entsprechend der jeweiligen Stationen der Erinnerungswerkstatt – laufend aktualisiert. Das Archiv der Wende-Erinnerungen wird also stetig anwachsen. Und die verstreuten Stimmen der Bewohner*innen von eher strukturschwachen Gegenden werden zum Bestandteil des Hygiene-Museums als etablierter Kulturinstitution in der sächsischen Landeshauptstadt.

Ist die Wende zu Ende? ist ein parteipolitisch unabhängiges Projekt, das sich durchaus politisch verortet, und zwar im Sinne des Ideals einer demokratischen Gesellschaft, an der alle gleichberechtigt teilhaben können, die teilhaben wollen. Zudem ist Ist die Wende zu Ende? nicht auf kommerziellen Erfolg ausgerichtet. Die finanzielle Förderung erfolgt durch das Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt und die Bundeszentrale für politische Bildung. Das Team besteht aus Forschenden am Zentrum für Antisemitismusforschung (dem Berliner Standort des Forschungsinstituts Gesellschaftlicher Zusammenhalt) sowie aus Kurator*innen, Performance Künstler*innen und Ausstellungsgestalter*innen. Ist die Wende zu Ende? wird sowohl im Innen- wie im Außenraum stattfinden: Innen (zum Beispiel in leerstehenden Ladenlokalen) werden die Auszüge aus den bereits geführten Interviews zu hören sein. Außen wiederum wird ein Kiosk aufgebaut, in dem die Performance-Künstler*innen residieren und Kontakt zu den Besucher*innen aufnehmen.

Ist die Wende zu Ende? versteht sich als partizipatives Projekt, das nicht nur als Resonanzraum für die sozialen Anliegen vor Ort fungieren soll, sondern bestenfalls auch als eine Art Verstärker für lokale zivilgesellschaftliche Strukturen. Gerade bei der Betreuung der Ausstellung, der Öffentlichkeitsarbeit und der Gestaltung des Programms rund um den Kiosk besteht die Möglichkeit der Vernetzung mit und Einbindung von demokratischen Initiativen.